Lipizzanergestüt Piber
Österreich
Lipizzanergestüt Piber — Kinderstube der weltberühmten Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule
Im Lipizzanergestüt Piber in der Weststeiermark wird seit 1920 die wichtige Aufgabe verfolgt, die älteste Kulturpferderasse Europas — die Lipizzaner — zu züchten. Damit sichert das Gestüt das internationale immaterielle Kulturerbe der UNESCO des Wissens rund um Zucht und Aufzucht dieser Pferde. Gemeinsam mit der Spanischen Hofreitschule in Wien wird außerdem das Wissen über die Hohe Schule der klassischen Reitkunst — ebenso auf der repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO vertreten — weitergetragen und vermittelt. Gleichzeitig ist das Gestüt auch für den Nachwuchs der weltberühmten weisen Hengste der Spanische Hofreitschule verantwortlich.
Das Gestüt ist das Zuhause der weisen Pferde — von ihrer Kindheit an bis zu ihrem Ruhestand. Jährlich werden hier rund 40 bis 50 Lipizzanerfohlen geboren. Ihnen wird ein abwechslungsreicher und erzieherischer Alltag geboten, bis sie als Mutterstuten weiteren Fohlen das Leben schenken, als Repräsentationsstuten bei Kutschenfahrten und Vorführungen im Gestüt zum Einsatz kommen oder als Hengste zu Training nach Heldenberg und schließlich zu ihren Auftritten in die Spanische Hofreitschule nach Wien übersiedeln. Nach ihrer aktiven Zeit setzen sich sowohl die Hengste als auch die Stuten in ihrem Geburtsort Piber zur Ruhe.
Lipizzanergestüt Piber
Piber 1
8580 Köflach
Österreich
Internet: www.piber.com
E-Mail: office@piber.com
Geschichte des Gestüts
1798 wurde Piber erstmals als Gestüt erwähnt — es diente zunächst der Ausbildung von Armeepferden. 1920 begann die Zucht von Lipizzanern, als Österreich nach dem Ersten Weltkrieg 97 Lipizzaner erhielt. Diese kehrten damit in eine Umgebung zurück, die ihrem Ursprung in Lipica (Slowenien) ähnelt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Pferde nach Hostau im Böhmerwald verlegt und kehrten erst 1952 wieder in die Steiermark zurück.
Zucht und Aufzucht der Lipizzaner
Die heutige Zucht basiert auf sechs Hengststämmen und 17 Stutenfamilien aus dem 18. Jahrhundert. Die Gestütsbibliothek im Schloss Piber enthält Zuchtbücher mit Abstammungsnachweisen bis 1700. Die Zucht erfolgt als Reinzucht, wobei das Tierwohl höchste Priorität hat. Dazu gehören die ständige Weiterentwicklung der Pferdehaltung und des Tiergesundheitshandbuches, höchste Hygienestandards, auf die Bedürfnisse der Pferde angepasste Trainingspläne und entsprechendes Bewegungsmanagement, tiermedizinische Unterstützung, Futter höchster Qualität, die gestütseigene Hufschmiede, Kooperationen mit veterinärmedizinischen Universitäten, die Sommeralpung der Jungpferde u. v. m.
Aufgaben und Aufbau des Gestüts
Das Lipizzanergestüt Piber besteht aus dem Muttergestüt in Piber, vier Aufienhöfen sowie rund 550 Hektar Weide-, Alm-, Acker- und Gestütsflächen und wo 120 Hektar Forstflächen. Am Gestüt selbst und auf den anliegenden Außenhöfen befinden sich permanent rund 300 Lipizzaner — von den jüngsten Fohlen bis hin zu den ältesten Pensionspferden.
Für die Zucht, Aufzucht und Pflege der Pferde sowie den Tourismusbetrieb zeichnen sich im Lipizzanergestüt Piber rund70 Mitarbeiter verantwortlich. Neben einem 24/7 Betrieb in der Pferdepflege steht das Verwaltungs- und Tourismusbüro täglich im Rahmen der Öffnungszeiten für administrative Tätigkeiten und Anfragen von Interessenten zur Verfügung.
Ein wichtiger Teil des Gestüts sind die Außenhöfe Kampl, Wilhelm und Rheinthalerhof. Auf den Außenhöfen Rheinthalerhof und Wilhelm und den anliegenden Almen verbringen die Jungstuten und -hengste ihre Jugend. Vor allem der Aufenthalt in ca. 1.600 Meter Seehöhe auf der Stubalm (Hengste) und der Brendlalm (Stuten) trägt einen wichtigen Teil zur Entwicklung und Gesundheit der Pferde bei. Der alljährliche Almabtrieb der Lipizzaner im September ist dabei eine besonders beliebte Tradition in der Region.
In der betriebseigenen Landwirtschaft werden mehrere hundert Hektar Mäh- und Weideflächen, Almflächen und Forstflächen bewirtschaftet. Die im Jahr 2021 neu errichtete Heutrocknungsanlage gewährleistet die hohe Qualität des Grundfutters der Pferde. Mit der Futteraufbereitung vom Feld weg, der Beheizung der Anlage mit Hackschnitzeln aus dem eigenen Waldbestand sowie der Verwendung des Pferdemistes als Dung für die Grünflächen u. v. m. ist die moderne Landwirtschaft in Piber ein Vorzeigebeispiel für gelungene Kreislaufwirtschaft.
Das Lipizzanergestüt Piber als Tourismusbetrieb
Durch umfangreiche Sanierungen und die moderne Infrastruktur ist Piber heute ein attraktives Ausflugsziel. Besucher können den Pferden näherkommen und mehr über deren Leben im Gestüt erfahren. Piber bietet ein vielfältiges Erlebnisprogramm und lehrreiche Einblicke in die Zucht und Aufzucht der Lipizzaner.
Das Gestüt bietet mit seinen Stallungen, den Koppeln, einem Barockschloss, dem interaktiven Museum und den historischen Kutschen sowie einem Café-Restaurant und einer Veranstaltungsarena ein vielfältiges Angebot an Erlebnissen rund um die Lipizzaner. Die Lipizzaner können beispielsweise im Rahmen von Gestütsführungen, Kutschenfahrten oder Vorführungen beim alljährlichen „Fest der Lipizzaner“ im Herbst erlebt werden. Über große Nachfrage erfreute sich die erste Frühlingsgala im Mai 2024, bei welcher im Rahmen von Erlebnis- Stationen die Tätigkeiten und Aufgaben des Gestüts erlebt werden konnten.
Das Schloss Piber mit seinen Prunkräumen, die Wagenremise mit den historischen Kutschen und die großzügige Grünanlage werden zudem gerne für Hochzeiten, Geburtstage, Familienfeierlichkeiten und Seminare gemietet.