Haupt- und Landgestüt Schwaiganger (Bayern)

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Lehr-, Versuchs-, und Fachzentrum für Pferdehaltung

Schwaiganger 1
82441 Ohlstadt

Internet: www.schwaiganger.bayern.de

Eckdaten

  • Schwaiganger -Der Name setzt sich zusammen aus Schwaige = „Einzelnes Gehöft“ und Anger = „Weide-/Wiesenstück“.
  • Schwaiganger ist deutschlandweit eines der letzten drei Haupt- und Landgestüte.
  • Die historischen Gebäude (Hauptgebäude und Tanzhaus) stammen aus der Zeit (1780-1790) von Kurfürst Max III und Herzogin Maria Anna.
  • Die Gestütsanlage und ein Großteil der Gestütsstallungen wurden um 1900 errichtet
  • Fläche: 850 ha, davon 500 ha Grünland und Hofflächen und 350 ha Wald
Lage: 70 km südlich von München auf beinahe 700 m ü. NN am Fuße des Heimgartens, umgeben von Staffel-, Kochel- und Riegsee.
  • 300 Pferde der Rassen Warmblut, Süddeutsches Kaltblut und Haflinger werden gehalten.
  • Schwaiganger widmet sich auch dem Erhalt bedrohter Nutztierrassen, wie dem Steinschaf, Brillenschaf, Schwarzen Bergschaf, Murnau-Werdenfelser Rind und Rottaler Pferd.
  • Das Lehr- Versuchs- und Fachzentrum Schwaiganger bietet Kompetenz in Sachen Pferd mit Aus- und Fortbildung in Pferdehaltung, Pferdezucht, Reiten / Fahren und der staatl. Hufbeschlagschule.

Geschichte

Seit mehr als 1000 Jahren werden in Schwaiganger Pferde gehalten. 955 n. Chr. wird die „Schwaige“ im Besitz eines Ungarn erstmals urkundlich erwähnt.
Bis Ende des 15. Jahrhunderts wechselten die Besitzer ständig. Erst ab dem 16. Jahrhundert, nach Übernahme durch das Haus Wittelsbach, stabilisiert sich der Besitzstand.

Um 1550, wird auf der ersten Bayerischen Landkarte unter dem Namen Angern ein Pferdekral gekennzeichnet, der auf die Bedeutung Schwaigangers für die Pferdezucht bereits zu der damaligen Zeit hinweist.

1780 bis 1790 war Schwaiganger durch Anordnung des Kurfürsten Karl Theodor Witwensitz der Herzogin Maria Anna von Bayern, Witwe des Herzogs Clemens Franz de Paula.
Ein Zeugnis dieser Zeit ist die Sonnenuhr am Hauptgebäude, in deren oberen Teil die Herzogin Maria Anna von Bayern dargestellt ist.

1920 übernahm der bayerische Staat das Stammgestüt Schwaiganger und errichtete zunächst ein Kaltblutgestüt für die Förderung der bäuerlichen Zucht.

1980 wird das Landgestüt Landshut aufgelöst und damit Schwaiganger das Bayerische Haupt- und Landgestüt geschaffen. Seit 2004 ist Schwaiganger das Lehr- Versuchs- und Fachzentrum für Pferdehaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

Pferdehaltung & Zucht

Haupt- und Landgestüt

Die Hengsthaltung (das Landgestüt) zählt bislang zu den Hauptaufgaben Schwaigangers. Hengste der Rassen Deutsches Sportpferd (Warmblut), Haflinger und Süddeutsches Kaltblut stehen in der Decksaison von März bis August den Züchtern zur Belegung (Bedeckung bzw. Besamung) Ihrer Stuten zur Verfügung.

Im Hauptgestüt sorgen Zuchtstuten der vorgenannten drei Rassen für Nachwuchs. Die Fohlen werden im späten Herbst von den Müttern getrennt (abgesetzt) und dürfen anschließend in Herden, getrennt nach Geschlecht, auf den großen Weiden (Sommer) und Laufstallungen mit Ausläufen (Winter) des Gestüts aufwachsen. Ab dreijährig werden die besten Stuten und Hengste für die Zucht ausgewählt. Die nicht in der Zucht eingesetzten Pferde werden angeritten oder eingefahren und stehen zum Verkauf.

Aufgaben

Das LVFZ Pferdehaltung Schwaiganger ist das Kompetenzzentrum für Pferdezucht und -haltung in Bayern. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist eine dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnete staatliche Behörde mit Aufgaben in der Forschung, im Versuchswesen, im Hoheitsvollzug, in der Förderung und in der Berufsaus- und Fortbildung. Das LVFZ für Pferdehaltung führt in enger Zusammenarbeit mit den einschlägigen Instituten der Landesanstalt für Landwirtschaft Versuche insbesondere auf den Gebieten der Pferdezucht, Fütterung, Ethologie und Haltung durch.

Derzeit sind rund 40 Personen im Gestüt beschäftigt, außerdem stehen 8 Ausbildungsstellen zur Verfügung.

Ausbildungszentrum

  • Ausbildung zum Pferdewirt /-in Schwerpunkte: Haltung & Service, Klassische Reitausbildung
  • Überbetriebliche Ausbildung für Pferdewirte und Meisterkurse
  • Sachkundenachweis Pferdehaltung
  • Lehrgänge zur künstlichen Besamung bei Pferden
  • In Schwaiganger befindet sich die staatliche Hufbeschlagschule Bayerns. Hier finden die Ausbildungslehrgänge zum staatlich anerkannten Hufbeschlagschmied statt.
  • Fortbildungslehrgänge für Pferdehalter, zu den Themen Aufzucht, Fütterung und Haltung
  • Fahrkurse für Zwei- und Vierspänner
  • Lehrgänge im Holzrücken mit Pferden
  • verschiedene Seminare, Aus- und Fortbildungslehrgänge Rund um das Thema Pferd

Hufbeschlagsschmiedeschule

Seit 1955 besteht die staatliche Hufbeschlagschule in Schwaiganger. In Deutschland offiziell Hufbeschlagschmied /in genannt, ist ein Spezialist für die Pflege und das Beschlagen von Tierhufen mit Hufeisen oder anderen Materialien. Die Hufeisen und Hufnägel stellt er traditionell auch selbst im Schmiedeprozess her und passt die Hufeisen der Form des Hufes an. Die Arbeit beinhaltet auch die Behandlung verletzter und kranker Hufe. Wegen der großen Bedeutung des Huf-und Klauenbeschlags für den Tierschutz und die Gesundheit von Huf-und Klauentieren, ist die staatliche Anerkennung für die Tätigkeit im Huf-und Klauenbeschlag vom Gesetzgeber vorgeschrieben.

Ausblick

Bildungszentrum für Pferdehaltung und Reiten.

Das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Pferdehaltung, Haupt- und Landgestüt Schwaiganger soll auf der Grundlage einer Neufestsetzung der Aufgabenschwerpunkte auch baulich zukunftsfähig gemacht werden.

Es wird für den Beruf Pferdewirt die überbetriebliche Ausbildung in den Fachrichtungen Pferdezucht, Pferdehaltung und Service, Klassische Reitausbildung und Spezialreitweisen durchgeführt. Darüber hinaus werden Fortbildungen zum Pferdewirtschaftsmeister/ -in den genannten Fachrichtungen offeriert. Weitere Aufgaben sind die Qualifizierung zum Hufbeschlagschmied/ -in sowie zum Besamungswart/in und Eigenbestandsbesamer/ -in beim Pferd. Dem hohen Bildungsanspruch entsprechend soll im Bereich der Pferdezucht und -haltung angewandte, praxisorientierte Forschung mit einem schnellen und wirksamen Wissens- und Innovationstransfer betrieben werden.

Zukünftiges Ziel ist, Schwaiganger zu einer Einrichtung zu entwickeln, in der die Bedeutung des Pferdes für den Menschen auch noch heute im Mittelpunkt steht und im Hinblick auf das allgemeine Tierwohl Impulse für die korrekte Haltung und Fütterung sowie einen respektvollen Umgang insbesondere auch bei der sportlichen Nutzung ausgehen.